Im August ist Perseiden-Zeit:

Sternschnuppen fotografieren

Symbolfoto von Enrique auf Pixabay

Sternschnuppen fotografieren – Alle Jahre wieder erwartet uns ab Ende Juli bis weit in den August hinein ein Sternschnuppen-Spektakel am Nachthimmel. Es ist wieder so weit: heute, in der Nacht vom 11. auf 12. August 2024, erreicht der Meteorschauer, scheinbar aus dem Sternbild Perseus kommend, sein Maximum. Es ist Perseiden-Zeit!

Ab Einbruch der Dunkelheit, also etwa 23 Uhr, wird man am Nordhimmel den Medienmeldungen nach theoretisch bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde beobachten können (faktisch sind aber in der Regel nur 20 – 40 pro Stunde sichtbar, weil sehr kleine Meteore kaum sichtbare Spuren zeichnen).

Das Maximum des Feuerwerks wird in der Zeit von 03:00 bis 04:00 Uhr am Nordost-Himmel erwartet. Da der gegenwärtige Halbmond kurz vor 23:00 Uhr untergehen wird, sollte ab Mitternacht sein Licht den Genuss nicht mehr beeinträchtigen. Für meine Heimatstadt Schwabach: Schwabach liegt im Südwesten Nürnbergs und der Blick Richtung Nordosten könnte vom Lichtdom über der Noris beeinträchtigt sein.

Wer heute keine Zeit findet, das Spektakel ist noch jede kommende Nacht, bis zum 24. August, allerdings mit täglich abnehmender Intensität, zu beobachten.

Wie findet man die Perseiden?

Ab Mitternacht grob nach Norden blicken, etwa auf halber Höhe zwischen dem Höchsten Punkt am Firmament (Polarstern) sollte man das auffällige Sternbild Kassiopeia erkennen (Sternenzickzack). Leicht rechts darunter befindet sich das Sternbild Perseus. Leicht links davon wird sich der Radiant, aus dem die Perseiden kommen werden, befinden. Bis zum Maximum werden die Sternbilder durch die Erddrehung sukzessive nach rechts Richtung Osten wandern und beim Maximum des zu erwartenden Meteorschauers ab 03:00 Uhr ziemlich genau im Nordosten stehen. Der folgende Screenshot aus einer Astro-App hilft bei Orientieren (hier mit Blick nach Nordosten um 03:19 Uhr):

Oben, etwa in der Mitte, sieht man den Sternenzickzack des Sternbilds „Kassiopeia“, rechts darunter das Sternbild „Perseus“. Der Radiant der Perseiden ist eingezeichnet.

Sternschnuppen fotografieren?

Ja, das geht. Die Vorgehensweise ist weitgehend dieselbe wie beim Fotografieren der Milchstraße. Am besten klappt das, wenn man sich einen Spot mit möglichst geringer Lichtverschmutzung sucht, also dass in Richtung der Perseiden nicht gerade der Lichtdom einer Stadt steht. Da aber die Perseiden relativ hoch über dem Horizont stehen, könnte es trotzdem klappen.

Equipment

Um uns des Nächtens in der Astrofotografie zu betätigen, wird eine darauf abgestimmte Fotoausrüstung benötigt. Ich empfehle das folgende Equipment:

  • leistungsfähige Kamera (Spiegelreflex- oder spiegellos. Mit Kompaktkameras, Smartphones wird man – trotz inzwischen ausgeklügelter Elektronik – keine brauchbaren Sternaufnahmen erhalten.
    Anmerkung: Ein Vollformatsensor ist besser als ein APS-C-Sensor (längere Belichtungszeit möglich, Vollformat sammelt mehr Photonen).
  • Lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv 14 bis 24 mm für Vollformat, 8 bis 16 mm für APS-C-Sensor, mit mindesten Lichtstärte f:2.8 oder besser (ich nutze ein 16 mm f:1.8-Vollformat-Objektiv).
  • Stabiles Stativ, da wir mit Dauerbelichtung und Serienauslösung arbeiten müssen.

Vorgehensweise

Die Kamera auf einem Stativ in Richtung des Radianten der Perseiden richten.

  • Bei Spiegelreflexkameras die Spiegelvorauslösung aktivieren, um keine Vibrationen durch den Klappspiegel zu erzeugen.
  • Die „Entrauschung bei hohen ISO-Zahlen“ abschalten.
    (Moderne RAW-Konverter, wie Lightroom oder DxO-Photolab u.ä. können inzwischen sehr viel besser Entrauschen als Kameras. Außerdem dauert die Entrauschung durch die Kamera unnötig Zeit beim Abspeichern der Aufnahmen.
  • RAW-Modus für die Aufnahmen einstellen.
  • Manueller Modus “M” auswählen, Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert geben wir manuell vor.
  • ISO-Einstellung: Für Standardkameras hat sich ein ISO-Wert um ISO 3200 bewährt. Kameras mit modernen Dual-Base-ISO-Sensoren haben ein deutlich geringeres Rauschverhalten (Nikon Z, Sony, Fuji) können bis zu ISO 6400 gehen und damit eine kürzere Belichtungszeit für punktförmige Sterne nutzen.
  • Serienauslösung programmieren, mit Einzelaufnahmen wird man kaum eine Sternschnuppe erwischen.
  • Manuell Fokussieren auf unendlich (hierzu einen hellen Stern anvisieren, über die Lupenfunktion der Kamera vergrößern und den Stern so scharf fokussieren, dass er möglichst klein mit scharfem Rand erscheint).

Sternschnuppen mit der Kamera einfangen

Anders als bei der Milchstraße, die ja fest und sichtbar am Firmament steht, weiß man bei Sternschnuppen nie, wann sie uns zu überraschen gedenken. Deshalb kann man nur per Serienaufnahmen einigermaßen sicher Sternschnuppen einfangen.

Wichtiger Hinweis:

Wie einleitend erwähnt, kann man – theoretisch – in der Zeit von 03:00 und 04:00 Uhr heute Nacht max. 20 – 40 Sternschnuppen mit der Kamera einfangen. Aber wirklich nur theoretisch, denn dazu müsste die Kamera immer präzise dann, wenn eine Sternschnuppe auftaucht, gerade belichten. Man kann also etwa alle zwei bis vier Minuten mit einer Sternschnuppe rechnen. Wenn unsere Kamera alle 35 Sekunden ein Foto aufnimmt, werden auf den meisten Fotos deshalb keine Sternschnuppen zu sehen sein. Empirisch hat sich gezeigt, dass etwa auf jedem achten Bild eine Sternschnuppe erwischt werden kann.

Wie schnell die Aufnahmen in Serie erfolgen können, hängt davon ab, wie lange jedes Bild belichtet werden muss und die Belichtungszeit hängt wiederum von der Sensorgröße unserer Kamera und von der Lichtstärke und Brennweite des Objektivs ab. Je nach erforderlicher Belichtungszeit kann das Intervall auf +5 Sekunden (z.B. Belichtung 30 Sekunden, Intervall dann 35 Sekunden) festgelegt werden.

Alle denkbaren Kamera-Objektiv-Kombinationen darzustellen, würde den Rahmen sprengen. Deshalb gehe ich von einem Ultraweitwinkel-Objektiv 14 mm f:2.8 aus (ist die Brennweite kürzer und/oder die Lichtstärke besser, kann man entsprechend kürzer belichten und damit mehr Aufnahmen in Serie schießen. Das muss man dann halt ausprobieren). Die unten in der Tabelle aufgezeigten Werte sind nur als Faustregel gedacht.

Außerdem ist bei APS-C oder ThirdFour-Sensoren noch der entsprechende Crop-Faktor zu berücksichtigen, der die max. Belichtungszeit deutlich verkürzt. Wer die Einstellungen seiner Kamera ganz präzise entsprechend seiner Kamera/Objektiv-Kombination selbst berechnen möchte, kann in meinem Blog-Beitrag „Unsere Galaxie im Lichtbild“ das Nötige dazu nachlesen.

Anhand folgender Tabelle kann man sich grob orientieren:

Kameraart
mit Objektiv 14mm f:2.8)
ISO maximale Belichtungszeit Serien-Intervall
Spiegelreflex-Vollformat
Standard
max. 3200 ca. 30 Sek 35 Sek
Spiegelreflex-Vollformat
Dual-Base-ISO
3200 – 6400 ca. 20-30 Sek 25-35 Sek
Spiegelreflex-APS-C, ThirdFour
Standard (Crop-Faktor)
max. 3200 ca. 15-22 Sek 20-27 Sek
Spiegelreflex-APS-C, ThirdFour
Dual-Base-ISO (Crop-Faktor)
3200-6400 ca. 15-22 Sek 20-27 Sek
Spiegellos-Vollformat
Standard
max. 3200 ca. 18 Sek 23 Sek
Spiegellos-Vollformat
Dual-Base-ISO
3200- 6400 ca. 15- 18 Sek 20-23 Sek
Spiegellos-APS-C, Third-Four
Standard (Crop-Faktor)
max. 3200 ca. 15  Sek 20 Sek
Spiegellos-APS-C, Third-Four
Dual-Base-ISO (Crop-Faktor)
3200-6400 ca. 12-15 Sek 17-20 Sek

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