Ruine einer Dichtervilla – An der Atlantikküste der Bretagne, im Westen der Halbinsel Crozon, in Camaret-sur-Mer, kann man diese Ruine betrachten. Das 1904 erbaute Herrenhaus „Manoir De Coecilian“ des Dichters Pierre Paul Roux, alias Saint-Pol-Roux, wurde 1944 von alliierten Fliegerverbänden zerbombt, weil darin deutsche Soldaten vermutet wurden. Ein „Lost place“ der besonderen Art.
Geodaten (GoogleMaps): 48° 16′ 28.9″ N – 4° 36′ 43.6″ W
An der Ruine ist zur Erinnerung eine Tafel in französischer Sprache angebracht, das Näheres zum Dichter und seiner Ville erklärt – und eine Liebeserklärung an Camaret-sur-Meer. Unter dem Foto der Tafel, die deutsche Übersetzung.
Übersetzung der Tafel:
Saint-Pol-Roux
französischer Dichter
Pierre Paul Roux wurde 1861 in einem Vorort von Marseille geboren. Mit 20 Jahren kam er nach Paris, verkehrte in literarischen Kreisen, schrieb vom Symbolismus geprägte Gedichte und nahm den Namen Saint-Pol-Roux für seine Werke an. Er gilt den Surrealisten als Vorläufer der modernen Lyrik.
Des Pariser Literaturbetriebs überdrüssig, ließ er sich 1904 in Camaret-sur-Mer, an diesem Ort mit Blick aufs Meer, ein Herrenhaus mit einer gequält wirkenden Architektur errichten. Dort wird er seine Freunde empfangen: Max Jacob, Théophile Briand, Ruben Dario, Jean Moulin …
Nachdem er in Brest in s Krankenhaus eingelifert worden war und dem Schrecken des Krieges zum Opfer gefallen war, starb er am 18. Oktober 1940. Er ist auf dem Friedhof von Camaret-sur-Mer begraben.
Camaret
Camaret war an jenem Sommermorgen die Schönheit, selbst,
die ganze Jugend der Welt stand unter dem klaren Zauber der Segel.
Ich spürte, dass mein Schicksal mich dorthin führte,
dass ich kein Recht mehr katte, zu gehen.
Und ich blieb dort unter den Bauern und Fischern.
Ich danke Camaret für dreißig Jahre Gastfreundschaft,
die niemals enden wird, denn in seinem Boden werde ich einst schlafen.
Ich ließ diese vielleicht stolzen Worte auf einem Gebälk
meines Herrenhauses einmeißeln:
„Hier entdeckte ich die Wahrheit der Welt.“
Das ganze Geheimnis meiner Einsamkeit, meiner Meditation
und folglich meines klugen Schweigens liegt darin.
Saint-Pol-Roux, le Boultous – 1922



