Autor: Kurt O. Wörl
Nachdem ich von dem Portrait-Objektiv Viltrox AF 85mm f1.8 Z bereits begeistert war, freute ich mich über die Ankündigung des chinesischen Herstellers, dass es das Ultraweitwinkel-Objektiv Viltrox AF 16mm f1.8 (Vollfromat), das es für andere Kameras schon länger gibt, in Kürze auch für den Z-Mount von Nikon geben werde. Die Tests, die andere Fotografen in diversen Youtube-Beiträgen veröffentlicht hatten, waren vielversprechend und voll des Lobs für die Leistungen des Objektivs.
Letzte Woche war es soweit und das bestellte Gläschen traf bei mir ein. Und was soll ich sagen? Ich bin über das Preis-/Leistungsverhältnis nicht minder begeistert, wie bei dem 85er-Objektiv.
Jedenfalls, für die Ausstattung und Verarbeitung des in Metallbauweise wertig gefertigten Objektivs bekam man für 599 EUR ein wahres Schätzchen für den Objektiveschrank. Mit gefällt auch die Brennweite von 16mm, denn es gibt auf dem Markt entweder nur Gläser mit kürzerer oder längerer Brennweite. Mit 16mm hat Viltrox ein Alleinstellungsmerkmal, ideal z.B. für die Milchstraßen-Fotografie, ohne dass die Belichtungszeit zu kurz ausfallen würde.
Die Ausstattung ist üppig:
Zwei individuell belegbare Fn-Tasten, ein Display, auf welchem man die fokussierte Entfernung und eingestellte Blende ablesen kann, wahlweise kann die Blende über einen Blendenring oder über die Kamera eingestellt werden und zusätzlich ist das Objektiv am Bajonett mit einem Gummiring gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Oberhalb der beiden Fn-Tasten befindet sich ein Schalter für manuelles Umschalten von AF auf MF und umgekehrt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein weiterer Schalter, mit welchem man den Blendenring entweder stufenlos oder entsprechend der aufgedruckten Blendenwerte mit Stufenrasterung bedienen kann. Stellt man den Blendenring auf die Markierung „A“, dann kann man die Blende auch über das Stellrad an der Kamera auswählen.
Bei manueller Fokussierung kann man auf die Fn2-Taste auch zwei feste Entfernungen programmieren und durch Drücken der Taste zwischen den beiden programmierten Entfernungen hin und her springen. Die jeweils fokussierte Entfernung kann dann am Display abgelesen werden. Wobei – bei einem Weitwinkelobjektiv mit ohnehin hoher Tiefenschärfe, darf man – vor allem nach dem Abblenden – keine zentimetergenaue Anzeige erwarten. Bei AF-Betrieb kann man die beiden Fn-Tasten über das Kameramenü individuell belegen. Ich habe z.B. das Ein- oder Ausschalten des Gitternetzes im Monitor auf eine Taste gelegt.
Von der Bildqualität bin ich überrascht. Den Vergleich, etwa mit meinem Nikkor Z 14-30mm f:4 S, hält es ohne Wenn und Aber stand und selbst bei Offenblende gibt es hinsichtlich der Schärfe nichts zu beklagen. Dass sich bei Offenblende eine deutliche Vignettierung zeigt, überrascht nicht, da müsste man für ein Objektiv bei Blende 1.8 schon sehr tief in den Geldbeutel greifen, um Vignettierung auszuschließen. Ab Blende 4 ist kaum mehr eine Vignette zu sehen und außerdem gleichen das moderne RAW-Konverter mit Objektivprofilen hervorragend aus.
Nachfolgend ein Vergleich:
Dasselbe Motiv einmal mit Blende 1.8 und einmal mit Blende 8 aufgenommen (durch Anklicken können die Bilder vergrößert betrachtet werden).
Im Kernbereich ist das Objektiv sehr scharf und hält mit den S-Line-Objektiven von Nikkor problemlos mit. In den Ecken wird es, wie bei den meisten Ultraweitwinkel-Objektiven, geringfügig unschärfer, aber man muss schon genau hinsehen. Auch hier helfen moderne RAW-Konverter deutlich, die Eckenunschärfe zu beseitigen.
Gut gefällt mir, dass das Objektiv bei keiner Blendenstellung auch nur ansatzweise chromatische Aberrationen aufweist, auch nicht in den Ecken. Zudem erzeugt es beim Abblenden wunderbar gleichmäßige Sonnensterne. Allerdings fiel mir auf, dass es bei Gegenlichtaufnahmen und ungünstigem Winkel deutliche Flares abbildet. Wenn man das weiß, kann man sie vermeiden.
Was mir besonders gefällt, ist die Naheinstellgrenze von 27 cm. Damit lässt sich, trotz des weiten Winkels dennoch ein butterweiches Bokeh bei Offenblende erzeugen.
Firmware-Update
Bei dem 85er Objektiv war das Firmware Update einfach: Das Objektiv musste nur über dem im Bajonett verbauten USB-C-Anschluss am Computer angeschlossen werden und es meldete sich sodann als externes Laufwerk. Nun musste man nur die Update-Datei in dieses Laufwerk kopieren und nach wenigen Sekunden war das Update erledigt.
Bei dem neuen Viltrox AF 16mm f.18 Z-Objektiv hat Viltrox einen anderen Weg gewählt.
Sollte ein Firmware-Update anstehen so erfolgt dieses mittels einer Smartphone-App via Bluetooth-Verbindung mit dem Objektiv. Diese App gibt es – zumindest für iOS-Geräte – bereits (App-Name „VILTROX Lens“). Die App ist ohne Account nicht nutzbar oder man meldet sich mit einem Apple- oder Google-Account an.
Update: 08.09.2024: Heute, 08.09.2024 stand das erste Firmware-Update von der Werksversion V 1.03 auf V 1.08 an. Es war nicht ganz einfach, herauszufinden, wie das nun funktionieren soll, aber mit einigem Probieren gelang es dann.
Vorweg das Wichtigste: Der USB-C-Anschluss im Bajonett dient nur dazu, das Objektiv mit Strom zu versorgen. Nach dem Anschluss leuchtet das Display auf und das Objektiv fungiert sodann als Bluetooth-Empfangsgerät. In der VILTROX Lens-App klickt man dann auf das graue Bluetooth-Symbol, bis es in blauer Farbe erscheint, das Smartphone verbindet sich mit dem Objektiv und der Update-Vorgang für das Einspielen der Firmware kann gestartet werden (auf das Raketensymbol klicken, der Vorgang dauert dann etwas mehr als eine Minute). Vor dem Trennen des Objektivs von der Stromversorgung unbedingt warten, bis der OK-Button in der App erscheint. Das war’s dann auch schon.
Mein Resümee
In dieser Preisklasse ist das Viltrox AF 16mm f:1.8 Z jedenfalls einzigartig, eigentlich ein Knüller. Ich freue mich schon auf meine erste Milchstraßen-Session anfangs August auf der Wasserkuppe. Nach dem Firmware-Update fiel mir auf, dass die Entfernungsmessung (Anzeige am Objektiv-Display) nun realistischere Entfernungsangaben bei offener Blende anzeigt. Das lässt vermuten, dass der Auto-Fokus verbessert wurde.
Update 08.08.2024: Im Rahmen unserer Session auf der Wasserkuppe konnte sich mein neues Ultraweitwinkel-Objektiv nun bewähren. Und was soll ich sagen: ich bin mit den Ergebnissen rundum zufrieden. Eine Auswahl meiner Aufnahmen der Milchstraße finden Sie in diesem Beitrag: „Nachts auf der Wasserkuppe„.
Technische Daten des VILTROX AF 16 mm 1.8. Z
Brennweite | 16 mm |
Sensorformat | Vollformat oder APS-C (mit Crop-Faktor ca. 1,5, je nach Sensorgröße) |
Linsen/Gruppen | 15 Linsen in 12 Gruppen inkl. ED-Linsen |
Perspektive | 105,6° |
Größter Abbildungsmaßstab | 0,1 X |
Fokus | AF, MF |
Fokusmotor: | STM+Gewindespindeltyp |
Fokussierung | innenliegend |
Maximale Blende | 1,8 |
Minimale Blende | 22 |
Blendenlamellen | 9 |
Nahgrenze | 27 cm |
Filtergewinde | 77 mm |
Abmessungen | 85,2 mm x 105 mm |
Gewicht | 565 g |
Mount | Nikon Z |
Aktuelle Firmware-Version: | V 1.08 |
Firmware-Update | Per App via Bluethooth-Verbindung zum Objektiv. Dieses muss vorher über den USB-C-Anschluss mit Strom versorgt werden. |
mitgeliefertes Zubehör | Streulichtblende, Objektiv- und Bajonett-Deckel, Stofftasche |
Wichtiger Hinweis zu dieser Produktinformation:
Ich betreibe keine bezahlte Werbung! Wenn ich – sehr selten – auf meiner Site auf Produkte hinweise, so erfolgt dies ausschließlich aufgrund meiner eigenen Erfahrung, mit selbstverständlich aus eigenen Mitteln erworbenen Produkten und weil ich die Bekanntgabe nützlich für andere Fotografen halte. Soll heißen: Ich unterhalte keine Werbeverträge mit irgendwelchen Herstellern, beziehe für meine Empfehlung folglich auch keine materielle oder monetäre Gegenleistung.