Einfacher als man denkt:

Feuerwerk und Blitze fotografieren

Autor: Kurt O. Wörl

Mein Foto-Beitrag “Laigueglia in Flammen“, in welchem ich eine Reihe von Feuerwerksaufnahmen präsentiert hatte, führte zu Anfragen, wie man solche Aufnahmen fertigt. Da die Vorgehensweise im Wesentlichen dieselbe ist, sei in diesem Beitrag auch gleich das Fotografieren von Gewitterblitzen mit angesprochen. Es geht also um Aufnahmen wie die oben und rechts gezeigten.

Gefragt wurde ich vor allem nach meinen Kameraeinstellungen. Ich könnte es mir jetzt einfach machen und meine verwendeten Einstellungen bei den Aufnahmen hierher schreiben – und fertig. Allerdings denke ich, dass die Leser auch etwas über meine Vorgehensweise, das erforderliche Equipment und die Hintergründe für die Kameraeinstellungen erfahren möchten. Deshalb zunächst etwas Theorie:

Das Wichtigste vorweg: Keine Automatik-Einstellungen verwenden!

Die Automatikprogramme moderner Kameras helfen vor allem Anfängern in der Fotografie, bei gutem Tageslicht hervorragende Bilder zu fertigen. Ganz sorglos funktioniert das mit dem meist als AUTO bezeichneten Kamera-Programm. Die Kamerasoftware kümmert sich dann um die passende Blende, die Belichtungszeit, die ISO-Einstellung, den Weißabgleich. Zusammen mit dem Autofokus sorgt die Vollautomatik dafür, dass die Mutti vor dem Kolosseum, die Angebetete im Bikini am Strand oder eine Panoramaaufnahme der Landschaft perfekt belichtet und scharf abgebildet werden.

Weitere Automatik-Programme werden auf Kameras in der Regel mit “P=Programmautomatik”, “S=Vorwahl Belichtungszeit”, “A=Vorwahl der Blende” gekennzeichnet. Hier gilt: alle diese Automatikmodi inkl. des AUTO-Modus sind ungeeignet für Gewitterblitz- und Feuerwerksaufnahmen, denn sie haben eines gemeinsam: Sie bemühen sich, die Belichtung eines Fotos so zu gestalten, dass über das ganze Bild hinweg gerechnet sich ein Grauwert von 18% ergibt – und danach richtet sich dann die erforderliche Belichtungszeit. Dieser Standard sorgt dafür, dass vor allem Landschaftsaufnahmen, ohne hohe Schatten und Lichteranteile, perfekt belichtet werden.

Anmerkung: Moderne Smartphons können mit ihrer ausgeklügelten, trickreichen Elektronik heute noch weit mehr als die Automatikprogramme der Kameras, weshalb die meisten Urlauber gar keine Kameras mehr auf ihrer Reise mitschleppen. Dies ist auch der Grund, warum die meisten Kameraanbieter keine preiswerten Kompaktkameras mehr anbieten – die Smartphone-Hersteller haben diesen Markt übernommen. – Nur: Gewitterblitze und Feuerwerk fängt man mit Smartphones allenfalls per Video-Aufnahme, aber kaum als brauchbare Fotografien ein.

Jedenfalls: bei Nachtaufnahmen möchte man kein 18%-Grau sehen. Wer z.B. versucht, den Mond mit einem dieser Automatik-Programme zu fotografieren, der wird stets nur eine weiße Scheibe auf grauem Grund zu sehen bekommen, bei genutzter Vollautomatik auch noch stark verrauscht.

Untauglich sind die Automatik-Programme deshalb auch beim Fotografieren von Feuerwerk und Gewitterblitzen zur Nachtzeit. Das Warum leuchtet schnell ein: Niemand kann exakt vorhersagen, wann genau der nächste Blitz aus den Wolken fährt oder wann genau eine Feuerwerksrakete nach der Detonation ihre Pracht entfaltet. Beim Feuerwerk kommt hinzu, dass das Entstehen der pilz- oder kugelförmigen Pracht nach der Detonation bis zu fünf Sekunden in Anspruch nehmen kann. Beides zwingt dazu, der Kamera bei der Aufnahme Zeit zu geben, um das Ereignis vollständig einfangen zu können. Erforderlich ist also eine Langzeitbelichtung über mehrere Sekunden (bei Gewitterblitz-Aufnahmen können das bis zu 30-40 Sekunden sein).

Eine lange Belichtung erfordert aber zugleich Maßnahmen, die vorhandene Grundbeleuchtung – etwa einer Stadt wie im Titelbild oben – nicht überbelichtet erscheinen zu lassen. Das bewirkt man, indem man eine möglichst kleine Blende und eine niedrige ISO-Zahl für die Sensorempfindlichkeit voreinstellt. Dazu wählt man den Kameramodus “M=manuell”, denn hier kann man jeden erforderlichen Parameter, also Blende, Belichtungszeit, ISO-Wert der Kamera fix vorgeben, ohne dass die Elektronik der Kamera eingreift.

Objektivauswahl und Bildausschnitt vorwählen

Vorweg: Für beide Vorhaben, also für Feuerwerk und Gewitterblitze, werden keine hochwertig-lichtstarken Objektive benötigt, weil die Aufnahmen ohnehin mit sehr kleiner Blende erfolgen werden.

Für das Einfangen von Gewitterblitzen wird man in aller Regel ein Weitwinkelobjektiv mit kurzer Brennweite wählen, um einen großen Himmelsbereich, in dem Blitze auftreten können, abdecken zu können. Ich nutze dafür aktuell ein 14-30 mm Weitwinkel-Zoom-Objektiv.

Beim Feuerwerk hängt es davon ab, wie weit entfernt von oder wie nah man sich an der Stelle des Abfeuerns befindet. Befindet man sich – etwa an Silvester – mitten unter dem Ereignis, dann wird man auf ein Weitwinkelobjektiv setzen. Man sollte in etwa abschätzen können, wie groß die zu erwartenden Feuerbälle und wie hoch sie an den oberen Bildrand reichen werden. Ich habe dafür inzwischen einen guten Blick entwickelt, ggf. muss man die ersten Detonationen abwarten und danach die Brennweite festlegen. Dabei gilt: Lieber den Feuerkugeln etwas mehr Raum gewähren, als am Bildrand ein abgeschnittenes Motiv zu riskieren. Sollte der Rand zu groß ausfallen, kann das Bild durch Beschnitt noch angepasst werden.

Bei meinen unter “Laigueglia in Flammen” gezeigten Feuerwerksbildern befand ich mich etwa 800 m – oder nur wenig mehr – von der Abfeuerstelle entfernt. Hier konnte ich mein 24-200er Reisezoom-Objektiv nutzen, das bei 73 mm Brennweite die meisten Feuerbälle sauber einfangen konnte.

Manuelle Fokussierung

Wer per Langzeitbelichtung ein erst noch bevorstehendes Ereignis mit der Kamera einfangen will, der wird die Scharfstellung nicht per Autofokus erreichen können. Bei Gewitterblitzen sowieso nicht, da diese so kurz sind, dass keine Fokusautomatik so schnell reagieren könnte. Man stellt daher per manuellem Fokus das Objektiv auf eine bestehende Lichtquelle etwa in der Entfernung des zu erwartenden Ereignisses (Blitz oder Feuerwerk) ein … das dürfte in der Regel nahe der Unendlichkeitsmarke liegen. Ich habe im Bild oben mit dem Feuerwerk die Kirche zur manuellen Fokussierung gewählt, weil ich wusste, dass diese nahezu in gleicher Entfernung wie die Mole, auf der das Feuerwerk abgebrannt wurde, liegt. Über die wenigen Meter Unterschied zur tatsächlichen Entfernung des späteren Motivs muss man sich keine Sorgen machen, denn wir verwenden – wie oben erwähnt – eine kleine Blende, die uns eine nahezu durchgängige Schärfentiefe garantiert.

Stativ und Fernauslöser erforderlich

Die erforderliche Langzeitbelichtung fordert ein, dass die Kamera über mehrere Sekunden absolut stillgehalten wird. Und da kein Mensch eine so ruhige Hand haben kann, wird man um eine Befestigung der Kamera nicht herumkommen. Gemeint ist z.B. der Einsatz eines Stativs oder einer anderen Fixiermöglichkeit der Kamera.

Ferner ist es ratsam, um nicht beim Auslösen mit dem Finger mechanische Vibrationen auf Kamera und Stativ zu bringen, einen Fernauslöser zu verwenden (ob kabelgebunden, per Infrarot, Bluetooth oder per App ist dabei nebensächlich). Ich verwende die Nikon-App “SnapBridge” weil diese noch nützliche Zusatzfunktionen bietet, die in diesem Beitrag aber keine Bedeutung haben.

Soweit eine Spiegelreflexkamera eingesetzt wird, sollte zur weiteren Vermeidung von Vibration auch die Spiegelvorauslösung aktiviert sein. Ich selbst fotografiere inzwischen “spiegellos”, da ist das weder nötig noch möglich.

Fotografieren im RAW-Format

Es empfiehlt sich beim Fotografieren eines Feuerwerks sehr, die Aufnahmen im RAW-Format zu fertigen. Das hat folgenden Grund: die eigentliche Detonation einer Feuerwerksrakete, noch bevor der Feuerball sich ausbreitet, ist gleißend hell und überstrahlt oft auf den Fotos den farbigen Feuerball. Im RAW-Format ist es praktisch verlustfrei möglich, diese überschießenden Lichter nachträglich im RAW-Konverter zurückzudimmen. Auch die Anpassung von Kontrast, Farben sind so verlustfrei möglich. Ähnliche Versuche in Bitmap-Aufnahmen, wie etwa bei dem von den meisten Kameras auch angebotenen JPG-Format, wirken immer destruktiv auf die Aufnahme.

Und nun endlich:

Meine Kameraeinstellungen für das Feuerwerk

Bewährt haben sich bei mir für Feuerwerksaufnahmen folgende Kameraeinstellungen:

  • Modus M = Manuell
  • manuell fokussiert
  • manuelle Serienauslösung per SnapBridge oder Fernauslöser
  • ISO 100
  • f/11 bis f/16
  • 10 bis 20 Sekunden (je nachdem, wie viele Feuerpilze man mit einem Bild einfangen möchte)
  • 0 EV

Tipp: will man mehrere nacheinander detonierende Feuerbälle auf einem Bild aufnehmen, wählt man z.B. 20 Sekunden und dafür Blende f/16 statt f/11.

Meine Kameraeinstellungen für Gewitterblitze

Bei Gewitterpilzen zur Nachtzeit nutze ich i.d.R. folgende Kameraeinstellungen:

  • Modus M = Manuell
  • manuell fokussiert
  • automatische Serienauslösung
  • ISO 100
  • f/11 bis f/16
  • 20 bis 40 Sekunden (je nachdem, wie häufig Blitze auftreten)
  • 0 EV

Tipp: Es ist dabei völlig nebensächlich, ob ein Blitz gleich bei Verschlussöffnung oder kurz vor dem Ende der Aufnahme erfasst wird, da er in jedem Fall kürzer als die Belichtungszeit ist.

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