Nikon Z 6 / Z 6II / Z6III und Dual-Base-ISO

ISO 200 bis 800 vermeiden?

Autor: Kurt O. Wörl

Anmerkung: Dieser Beitrag wurde bereits im Juli 2023 veröffentlicht, nach Markteinführung der neuen Nikon Z 6 III überarbeitet und mit neuem Veröffentlichungsdatum versehen.

Wenn ich beim Fotografieren mit meiner Nikon Z 6II höhere ISO-Werte als ISO 200 benötige, dann vermeide ich grundsätzlich den Bereich zwischen ISO 200 und 800. Das heißt, wenn ISO 200 nicht mehr ausreicht, dann wähle ich gleich ISO 800 oder höher. Und weil ich manchmal etwas zu faul bin, ständig den ISO-Wert zu ändern, habe ich – zumindest im Urlaub – eigentlich fast immer ISO 800 voreingestellt. Auch wenn ich die ISO-Automatik nutze, dann arbeitet diese bei mir ebenfalls erst ab ISO 800 aufwärts.

Warum ich also ISO 200 bis 800 meide? Ich will es erklären.

Nikon Z 6, Z 6II und Z 6III sind Dual-Base-ISO-Kameras

Sie lesen richtig. Die meisten älteren Kameras haben eine Base-ISO von ISO 50 bis ISO 200 vorgegeben. Das ist der Bereich, in dem die jeweilige Kamera das geringste Leserauschen aufweist. Höhere ISO-Werte erzeugten bei diesen Kameras linear ansteigend auch ein höheres Leserauschen. Bei den Z-Kameras (mit Ausnahme der Nikon Z 5) hat man die Dual-Base-ISO-Technik übernommen. Auch einige neueren Spiegelreflex-Kameras nutzen inzwischen diese Technik.

Hier das Messdiagramm für die Nikon Z 6/II:

Das Diagramm oben zeigt zum einen, dass die Nikon Z 6II unterhalb von ISO 100 keine Vorteile beim Leserauschen bietet. Ab ISO 100 steigt das Leserauschen zunächst bis ISO 800 nahezu linear an und fällt ab ISO 800 wieder fast auf das Niveau von ISO 200 ab. Selbst der Bereich zwischen ISO 800 und etwa ISO 2000 weist ein geringeres Leserauschen als der Bereich zwischen ISO 200 und 800 auf.

Update: Dabei für mich überraschend: gegenüber der Nikon Z 6 und Z 6 II fallen die Messwerte für die neue Nikon Z 6 III deutlich schlechter aus und das bereits ab ISO 50. In letzterer hat Nikon allerdings auch einen komplett neuen, den weltweit ersten, teilweise gestapelten Sensor verbaut, der eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt, offenbar aber nicht beim Leserauschverhalten und beim Dynamikumfang. Im folgenden Diagramm zum Vergleich die Leserausch-Messwerte der Z 6II (blau) und der Z 6 III (schwarz). In den Messwerttabellen darunter wird deutlich, dass die neue Z 6 III bei ISO 636 (Base 1) sogar ein höheres Leserauschen (10.483 PDR) aufweist als bei ISO 3200 (Base 2 = 10.196 PDR). Die Z6 II als Vorgängerin ist ihr mit 5.736 PDR (Base 1) und 7.727 (Base 2) also um Längen überlegen, was das Leserauschen angeht. 

Deutlicher wird das noch im Vergleich der realen Messwerte:

Jedenfalls hat diese Dual-Base-ISO große Vorteile: Da die Ergebnisse von ISO 200 und ISO 800 nahezu identisch sind, gibt mir dies die Möglichkeit, praktisch verlustfrei mit sehr viel kürzerer Belichtungszeit und/oder für die Schärfentiefe gleich mehrere Stufen weiter abgeblendet zu fotografieren.

Es stellt sich die Frage, wie sich ISO 800 im Vergleich zu ISO 200 auf den Dynamikumfang auswirkt. Antwort: bei der Nikon Z 6 und Z 6II minimal. Bei ISO 200 weist die Kamera eine Dynamik von 10,32 PDR*, bei ISO 800 eine solche von 9,23 PDR auf. Sichtbar ist das kaum, allenfalls messbar.

Update: Bei der neuen Z 6III fällt der Dynamik-Umfang – wie beim Leserauschen – ebenfalls etwas schlechter aus. Offenbar hat Nikon bei der Z 6III vor allem auf die Geschwindigkeit des Sensors Wert gelegt und ist beim Leserauschen und Dynamikumfang einen Kompromiss eingegangen. Bei ISO 200 zeigt die Z 6III nur eine Dynamik von 9,64 PDR, bei ISO 800 eine solche von 9,04 PDR. Aber auch hier gilt: sichtbar ist das kaum. (*PDR = Photographic Dynamik Range)

Bei anderen Z-Kameras als Z 6, Z 6II und Z 6III liegt der obere Base-ISO-Wert niedriger, kann aber in gleicher Weise genutzt werden.

Dual-ISO-Werte der aktuellen, spiegellosen Nikon Z-Kameras:

Kamera Base-ISO 1 Base-ISO 2
Z 30 100 400
Z 50 100 400
Z 6/Z 6II/Z 6III 100 800
Z 7/Z 7II 100 400
Z 8/Z 9 64 500
Z f 100 800
Z fc 100 400

Dual-ISO-Werte der aktuellen Nikon-Spiegelreflexkameras (F-Mount):

Kamera Base-ISO 1 Base-ISO 2
D 3S 200 400
D 500 100 400
D 7500 100 400
D 780 100 800
D 850 100 400

Andere als die genannten Nikon-Kameras besitzen kein Dual-Base-ISO.

Nur am Rande: Diese neue Sensor-Technik ist auch der technische Hintergrund für die sog. “ISO-lose Fotografie” (ISOless photography), aber das wäre ein umfangreiches, anderes Thema, dem ich selbst eher skeptisch gegenüberstehe.

Nachtrag: Aufgrund entsprechender Nachfragen habe ich in einem Beitrag die “Isolose Fotografie” kurz beschrieben.

Datenquelle: Photons to Photo


Lesen Sie auch:

“Isolose” Fotografie

2 Kommentare:

  1. Gibt es die realen Messwerte auch für die anderen Z-Kameras? Z30 und Z8 würden mich am meisten interessieren.

    • Sehr geehrter Herr Kremer,

      Sie haben in Ihrem Kommentar zu meinem Artikel „Warum ich ISO 200 bis 800 vermeide“ angefragt, ob es die Messwerte auch für andere Z-Kameras wie die Z 30 und Z 8 gäbe.

      Ja, die gibt es. Am Ende meines Artikels finden Sie einen Link zur Datenquelle. Wählen Sie nach Aufruf den Menüpunkt „Read Noise in DNs Chart“ (der Dritte von oben). Rechts, im scrollbaren Auswahlfenster, können Sie die gewünschten Kameras auswählen (auch mehrere, um Kurven zum Vergleich angezeigt zu bekommen). Die realen Messwerte werden angezeigt, wenn Sie rechts-oben, neben dem Diagramm in der Legende die ausgewählte Kamera anklicken.

      Wenn Sie sich für den Rückgang des Dynamik-Umfangs, je nach gewählter ISO-Zahl, interessieren, dann wählen Sie den Menüpunkt „Photographic Dynamic Range Chart (der Erste von oben)“. Vorgehensweise ebenso wie oben beschrieben.

      Mit freundlichen Grüßen

      Wörl

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