13 Tipps, um den Anfang zu erleichtern:

Eselsbrücken für Fotografie-Anfänger

Symbolfoto mit KI erstellt, per Adobe Firefly

Für Anfänger in der Fotografie sind zu Beginn Motivauswahl, Gestaltung, Kameraeinstellung und das Vorgehen generell beim Fotografieren noch ein Buch mit sieben Siegeln. Man sieht etwas, z.B. eine Landschaft, die uns beeindruckt, hält die Kamera drauf – und ist dann vielleicht enttäuscht vom fotografischen Ergebnis, weil das Bild unerwartet langweilig wirkt oder einige schwer zu beseitigende Mängel aufweist. Hier hilft es, wenn man sich für das neue Hobby über Eselsbrücken ein paar Grundsätze merkt und beim Fotografieren beherzigt. Die wichtigsten möchte ich den Newcomern unter den Fotofreunden nahebringen.

1. Schönes Wetter + tiefe Schärfe = kleine Blende

Wir sind draußen bei sonnigem Wetter, die Sonne scheint und eine schöne Landschaft regt uns an, sie im Bilde festzuhalten. Hier kann die unter Fotografen wohl bekannteste Eselsbrücke,

“Wenn die Sonne lacht, Blende 8!”

die schon in der analogen Fotografie bekannt war, zumindest für eine gute, durchgängige Schärfentiefe und für kräftige Farben und Kontraste sorgen. Im Bereich um die Blende f:8 weisen die meisten Objektive ihre beste Schärfeleistung auf. Ist der Himmel bedeckt, die Stimmung trübe und zu wenig Licht vorhanden, sodass wir mit zu langer Belichtungszeit arbeiten müssten, was zu verwackelten Bildern führen kann, sollte man aber die Blende dann schon soweit öffnen, dass die Belichtungszeit mindestens 1/100 Sek. beträgt. Blende f:5.6 oder gar f:4 oder noch kleiner können hier die Belichtungszeit in Grenzen halten. Wenn die Sonne ab Mitte Juni besonders hoch steht und gleißend strahlt und vielleicht noch eine sehr helle Gegend fotografiert werden soll – etwa in der Stadt, mit vielen sehr weißen Gebäuden – dann kann es sinnvoll sein, mit Blende 11 zu arbeiten. Alles weitere hängt es von der Güte der Objektive ab. Bei zu kleiner Blende, ab Blende 16, kann der Photoquanten-Effekt der Beugungsunschärfe auftreten, sodass die Bilder wieder an Schärfe verlieren. Aber bitte beachten: Je kleiner die Blendenzahl (= größer die Blendenöffnung) gewählt, umso geringer wird die Tiefenschärfe, das heißt umso unschärfer kann der Bereich vor und hinter dem Motiv (das Bokeh also) werden. Ein Effekt, den man zum Freistellen, etwa bei Portraitaufnahmen, gerne gestalterisch nutzt.

2. Nicht gegen die Sonne

Das hat schon mancher Fotograf erfahren: Man fotografiert das Meer, über dem die Sonne hoch am Horizont steht. Ergebnis, ein flauer, beinahe weiß ausgefressener Himmel, das Meer spiegelt derart, das kaum etwas zu erkennen ist, Wolken sind nur zu ahnen oder wirken gar Grau, weil sie uns die sonnenabgewandte Seite zeigen. Menschen, gegen die Sonne fotografiert, zeigen dunkle fast schwarze Gesichter, die Kleidung ist kaum erkennbar, weil sie – anders als die helle Umgebung – kaum beleuchtet sind.  Hier hilf der Merksatz

“Sonne im Rücken, Auslöser drücken!”.

Fotografiert man mit und nicht gegen die Sonnen, wird der Himmel ein tiefes, kräftiges Blau zeigen, Cumuluswolken werden uns strahlend weiß entgegenkommen, die Farben der Landschaft – auch das Blau am Meer – werden uns ein kontrastreiches, wunderbares Foto liefern. Je mehr wir uns der hochstehenden Sonne zuwenden, umso störender wirkt sie auf unsere Aufnahme. Steht sie genau seitlich von uns, werden wir feststellen, dass der Himmel keine einheitliche Helligkeit zeigt. Die Seite des Fotos, auf der die Sonne stand, wird einen helleren Himmel zeigen, als die andere Seite des Bildes. Sobald die Sonne vor der Kamera (auch seitlich versetzt) steht, werden unsere Bilder flauer, es können sogar im Objektiv Linsenspiegelungen entstehen, die im Bild als Geisterflecken erscheinen. Wenn aber die seitliche oder gar die vor uns stehende Sonne für eine Aufnahme nicht zu vermeiden ist, dann sollte vorne am Objektiv unbedingt die Gegenlichtblende aufgesetzt sein, die uns von der seitlichen Sonneneinstrahlung etwas schützt.

Tipp für Fortgeschrittene: Mit einem Polarisationsfilter vor dem Objektiv kann man arg störende Spiegelungen und Reflexe herausfiltern und zudem vor allem das Himmelsblau verstärken.

3. Mittagszeit meiden

Wir sind immer noch draußen, es ist schönes Wetter und die Sonne steht hoch am Himmel. Mittagszeit! Hier sollten die Eselsbrücken

“Zwischen Zwölf und Drei hat der Fotograf frei.” oder
“In der grellen Mittagssonne sind die Bilder für die Tonne.”

hilfreich sein. Wenn die Sonne am höchsten steht, werfen alle Gegenstände sehr harte, dunkle Schatten. Das ist besonders bei Aufnahmen von Personen, etwa bei Portraitaufnahmen im Freien oft ärgerlich. Die Gesichter zeigen z.B. dann harte, schwarze Schatten unter der Nase, unter den Lippen und in den Augenhöhlen usw. und das wäre ohne deutlichen Qualitätsverlust auch bei der digitalen Nachbearbeitung nur mangelhaft zu korrigieren. Gesichter sollten stets eher von vorne oder leicht seitlich und nicht direkt von oben angestrahlt werden. Dasselbe Problem hat man zur Mittagszeit bei Stadtaufnahmen. Die Häuser und Bäume, auch Automobile, werfen bei hohem Sonnenstand besonders harte, dunkle bis schwarze Schatten, die oft auch noch sehr viel Blauanteil enthalten. Will heißen: Besser Vormittags bis 10 Uhr und erst wieder ab 15 Uhr auf Fotosafari gehen.

4. Vordergrund

Wir nehmen eine beeindruckende Landschaft mit viel Weitblick auf, unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder der Himmel bedeckt ist. Wir halten das Gesehene im Bild fest und stellen zu Hause fest: Eigentlich ist das ein recht langweiliges Bild, weil es wenig Reize und Tiefe bietet und man vielleicht gar nicht so recht erkennen kann, was genau man daran eigentlich fotografierenswert fand. Hier kann die Eselsbrücke

“Vordergrund macht Bild gesund!”

weiterhelfen. Zum Beispiel könnte die Landschaft aufgenommen werden und seitlich vorne ragt noch ein Baumstamm mit einem Ast in das Bild. Oder ein Felsen im Vordergrund, etwa im Goldenen Schnitt platziert, dient uns als Vordergrundobjekt (das, weil der Fokus auf der Weite der Landschaft steht, ruhig etwas unscharf wirken darf). Das Bild wirkt sofort interessanter, weil es an Tiefenwirkung gewinnt. Zur Not kann man im Vordergrund auch ein paar Sträucher oder Gräser ins Bild aufnehmen oder man hält auch eine Blume mit der Hand ins Bild, die dann natürlich ebenfalls unscharf abgelichtet wird. Als Beispiel wie ein bewusst genutzter Vordergrund Tiefe verleihen kann, mögen die beiden Bilder, die ich in der Bretagne aufgenommen habe, dienen:

Gezeigt wird das berühmte “Haus zwischen den Felsen” bei Plougrescant (Maison du Goffre de Plougrescant), in der Nord-Bretagne, am Ärmelkanal. Die nahezu gleiche Kulisse unterscheidet sich nur dadurch, dass ich bei der zweiten Aufnahme meinen Standort geringfügig verändert und die Gräser als Vordergrund genommen habe, während ich beim ersten Bild, ohne auf den Vordergrund zu achten, nur das Haus selbst im Blick hatte. Zwar verdecken die Gräser beim zweiten Bild das Haus geringfügig, das Bild aber hat an Tiefenwirkung gewonnen. Oder, was meinen Sie? – Durch Anklicken können die Bilder vergrößert betrachtet werden.

5. Personenaufnahmen

Schlimm finde ich Aufnahmen von Personen, deren Körper nicht komplett aufs Bild passte und das Bild sehr unvorteilhaft von untenher beschnitten ist. Hier hilft die Gedankenstütze

“Unterm Knie schneide nie!”.

Gemeint ist damit der komplette Bereich, vom Knie bis zur Fußsohle der abgelichteten Person(en). Es sieht wirklich gruselig aus, wenn eine Person, vor allem wenn die Beine nicht von Kleidern verhüllt sind (etwa wenn Frauen Röcke tragen) und das Bild direkt unterm Knie oder im Unterschenkel endet. Gleiches gilt für die Füße, die nicht nur teilweise, sondern sich stets vollständig im Bildraum befinden sollten. Ist das Bild solchermaßen aber schon so beschnitten aufgenommen, dann ist es besser, das Bild digital nachträglich so zu beschneiden, dass die Laufwerkzeuge oberhalb des Knies beschnitten sind. Ich gehe in der Regel noch höher und beschneide auf Hüfthöhe.

6. Freistellen des Motivs

Vor allem bei der Portrait-Fotografie ist das Freistellen des Motivs eine beliebte gestalterische Möglichkeit für Fotografen. Gemeint ist damit, dass man das Motiv – beim Portrait also das Gesicht der zu fotografierenden Person – möglichst scharf einfängt, der Hintergrund aber möglichst verschwommen (man spricht hier vom Bokeh) aufgenommen wird.

Der Grund dafür ist, dass der Hintergrund Ruhe ausstrahlt und der Betrachter nicht vom Motiv durch einen unruhigen Hintergrund abgelenkt wird. Außerdem hilft das Freistellen, wenn Sie Ihrem Motiv beim Nachbearbeiten, etwa in Photoshop, digital einen anderen als den aufgenommenen Hintergrund geben möchten. Photoshop kann die scharfe Ablichtung des Motivs vom verschwommenen Hintergrund gut unterscheiden und das Motiv von diesem perfekt trennen.

Hierzu ist eine möglichst kurze Schärfentiefe erforderlich. Die erreicht man, wenn man mit möglichst weit geöffneter Blende (niedrige Blendenzahl) arbeitet. Für die Blende hilft der Merksatz

“Blende kleiner drei, der Hintergrund wird Brei.”

Zu beachten ist dabei, dass das Gesicht der Person möglichst durchgehend scharf abgebildet wird. Übertreibt man es, weil das Objektiv sehr lichtstark ist und auch Blende f:1,2 bis f:1,8 zulässt, kann es passieren, dass die Nasenspitze zwar noch scharf, die weiter hinten liegenden Augen und erstrecht die Ohren der Person bereits unscharf abgelichtet werden. Als guter Wert für die Portrait-Fotografie hat sich deshalb Blende f:/2,8 bewährt. Und: bei der Portraitfotografie liegt der Fokus immer exakt auf den Augen. Sind die Augen unscharf, ist das Bild unscharf, da nützt es auch nichts, wenn Ohren oder Nasenspitze scharf wären.

Außerdem: Je näher Sie bei einer Aufnahme an das Motiv heranrücken, umso weicher wird auch der Hintergrund. Tipp: machen Sie mehrere Aufnahmen aus unterschiedlichen Entfernungen und wählen Sie verschiedene Blenden zwischen f:/2 und f:2,8.

Die folgenden Beispiele mögen zeigen, wie eine geöffnete und weiter geschlossene Blende auf den Hintergrund wirken kann.

In diesem Bild ist der Hintergrund zwar schon etwas unscharf, aber noch deutlich erkennbar. Er lenkt vom scharfen Vordergrund ab, sodass der Betrachter gar nicht recht erkennen kann, was genau der Fotograf eigentlich als Motiv festhalten wollte. Die Blende war etwas weniger geöffnet, der Fotograf etwas weiter von den Zweigen entfernt, das führte zu mehr Schärfentiefe und gibt dem Bild einen unruhigen Eindruck. (Zum Vergrößern, Foto anklicken). Dieses Foto wurde mit geöffneter Blende aufgenommen, der Fotograf stand näher an den Zweigen. Der Hintergrund verschwimmt weit mehr, wird dadurch ruhiger und der Betrachter erkennt die Zweige und die Baumfrüchte eindeutig als das gewünschte Motiv. (Zum Vergrößern, Foto anklicken)

7. Portrait-Fotografie

Wie beim Thema “Freistellen des Motivs” bereits erwähnt, sorgt eine weit geöffnete Blende für ein weiches Bokeh. Doch den Vorteil eines lichtstarken Objektivs kann man auch wieder zunichte machen, wenn man zu weit vom Motiv – hier das Gesicht der zu portraitierenden Person – entfernt steht. Je weiter entfernt man vom Motiv steht, umso länger wird auch der Schärfentiefebereich vor und hinter dem Motiv und das kann dazu führen, dass das Bokeh wieder unruhiger wird. Empfohlener Merksatz:

“Wenn Du meinst, Du bist nah dran, geh’ einen Schritt noch näher ran!”

Je näher am Motiv, umso geringer fällt die Schärfentiefe aus und umso ruhiger wird das Bokeh.

8. Kinder und Tiere in schneller Bewegung

Bei bewegten Motiven, etwa bei Vögeln im Fluge, ist eine kurze Belichtungszeit sehr wichtig, damit das Tier nicht in Bewegungsunschärfe gerät. Um die kurze Belichtungszeit zu ermöglichen, ohne die ISO-Zahl anzuheben und damit Bildrauschen zu riskieren, ist ebenfalls eine eher offene Blende zu empfehlen, allerdings nicht ganz so weit, wie bei der Portrait-Aufnahme. Merksatz hier:

“Schnelles Kind oder Tier – nimm Blende vier”

Blende vier zeigt einen guten Mix aus hinreichend Lichtmenge und Schärfentiefe. Dies ermöglicht eine kurze Belichtungszeit und damit schnelle Aufnahmen – also Schnappschüsse. Um z.B. die nachfolgende Möwe im Flug einzufrieren, bei hinreichender Schärfentiefe, um die Himmelstruktur noch erkennen zu lassen, hat sich bei mir Blende vier bestens bewährt.

9. Konzert-Fotografie

Bei der Konzert-Fotografie hat man es oft mit schwieriger Beleuchtung zu tun, wie farbewechselnde Scheinwerfer, Lichtorgeln, Pyrotechnik. Blitzen ist meistens unerwünscht und außerdem nimmt der Blitz die ja gewollten Farbstimmungen aus dem Bild. Das heißt, man muss auf andere Weise mehr Licht in die Kamera bringen und das geht nur wenn wir entweder massiv die ISO-Zahl erhöhen, was mit verrauschten Bildern quittiert werden kann oder – wie bei der Astro-Fotografie, mit einem lichtstarken Objektiv. Es gilt also der Merksatz:

“Fotografierst Du ein Konzert, wird die Blende aufgesperrt.”

Man wird dann zwar evtl. immer noch mit der ISO-Zahl arbeiten müssen, aber weit weniger als mit kleinerer Blende. Ein Objektiv, das mindestens Blende f:2.8 besser anbietet, ist also sehr zu empfehlen.

10. Der Goldene Schnitt

Bei der Motivplatzierung sollte man darauf achten, dass im Bild ein harmonischer Gesamteindruck entsteht. Wer erstmals eine Kamera einsetzt, um ein Motiv zu fotografieren, der neigt meistens dazu, dieses genau in der Mitte des Bildes zu positionieren (“Mama vorm Kolosseum”). Das kann in Einzelfällen, etwa bei der Produktfotografie, notwendig sein, in aller Regel aber wirkt ein Bild harmonischer, wenn das Motiv im sog. “Goldenen Schnitt” positioniert wird, das heißt erkennbar seitlich von der Mitte. Es hilft der Merksatz

“Große Bitte: bloß nicht in die Mitte!”

Was ist der Goldene Schnitt? Stellen Sie sich im Display ihrer Kamera eine mittige, waagerechte Linie vor und teilen Sie diese in Gedanken im Verhältnis 1:1,618, also dass das Motiv seitlich so positioniert wird, dass eine Seite des Teilstrichs die 1,618fache Strecke der anderen einnimmt. Das ist der Punkt des Goldenen Schnitts. Nun kann man am Display oder gar im Suchermonitor natürlich keinen Maßstab anlegen, um das auszumessen und herumrechnen mag auch niemand beim Shooting. Zum Glück stellen die meisten Kamerahersteller aber ein gutes Hilfsmittel zur Verfügung, nämlich im Display ein einblendbares Hilfsgitter. Die meisten Hersteller stellen ein Gitter zur Verfügung, welches das Display in drei gleichgroße Spalten und drei gleichbreite Zeilen teilt, andere bieten sogar Gitter an, die exakt den Goldenen Schnitt markieren. Mit beidem lässt sich gut arbeiten. Bei letzterem muss man nicht viel überlegen, man setzt das Motiv mittig auf die Linie des angezeigten Goldenen Schnitts (links oder rechts). Beim Gitter mit der exakten Dreiteilung muss man die Kamera nur leicht so drehen, sodass das Objekt leicht rechts von der linken Senkrechten oder leicht links von der rechten Senkrechten platziert wird. Voila, das Bild wirkt ganz anders, als wenn das Motiv langweilig in der Mitte sitzt. Bespielfotos:

Im linken Bild (durch Klicken auf die Bilder können diese vergrößert betrachtet werden) ist das Hauptmotiv genau in der Mitte platziert, im rechten Foto wurde das Bild so beschnitten, dass das Motiv sich im Goldenen Schnitt befindet. Es wirkt harmonischer, zumal die junge Dame Körper und Gesicht leicht nach rechts gedreht hat. Blick und Körperrichtung bringen uns zum nächsten Merksatz:

11. Reingucken, nicht rausgucken

Wenn man seitlich stehende oder blickende Personen fotografiert, so sollte man diese bei der Aufnahme so im Bild platzieren, dass sie in die Bildszene hinein und nicht aus ihr hinaus blicken. Merksatz:

“Der Blick ins Bild hinein, ist optisch schön und fein!”

Nun passiert es schon einmal, dass man sich bemüht, etwa den Goldenen Schnitt einzuhalten, aber man wählt die falsche Seite. Etwa wenn eine Person zwar im Goldenen Schnitt rechts steht, aber zudem auch noch nach rechts blickt. Das sieht dann so aus als würde sie aus der Szene hinausblicken und hätte mit der Umgebung nichts im Sinn. Es wirkt für den Betrachter “irgendwie” falsch. Hier hilft dann nur ein radikaler Beschnitt des Bildes, um es wieder nicht nur harmonisch in den richtigen Goldenen Schnitt zu bringen, sondern auch, um die Person so zu platzieren, dass sie wieder in die Szene hineinblickt. Beispielfotos:

Im linken Bild steht die Person zwar nahezu korrekt im rechten Goldenen Schnitt, aber sie blickt optisch auch rechts aus dem Bild hinaus, als würde sie diese gar nicht interessieren. Damit sie wieder ins Bild hineinblickt, muss sie in den linken Goldenen Schnitt platziert werden und das kann nur durch Beschnitt umgesetzt werden. Ich habe hierzu das quadratische Format gewählt. Auch der Hochkantbeschnitt wäre möglich, würde aber noch sehr viel mehr Umgebung wegnehmen. – Durch klicken auf die Bilder können diese vergrößert betrachtet werden.

12. Langzeitbelichtung

Ja, mit moderner Technik, wie Bildstabilisatoren, kann man heute auch unter ungünstigen Bedingungen bisweilen bei unbeweglichen Motiven etwas länger also über 1/100 Sek. belichten. Die Stabilisatoren – entweder im Objektiv oder im Kamerasensor verbaut – können zumindest eine zittrige Hand ganz gut abfangen. Anders bei wirklichen Langzeitaufnahmen, etwa bei der Astro- oder Gewitterfotografie oder wenn mit Graufiltern, z.B. bewegtes Wasser, etwa von einem Wasserfall oder einem reißenden Bach, “beruhigt” werden soll, dann geht das nur mit der Kamera auf einem Stativ. Es gilt also

“Da muss man gar nicht streiten,
ein Stativ erhöht Belichtungszeiten.”

Empfehlung: Auslösen mit Fern- oder Zeitauslöser, um keine Vibrationen auf Kamera und Stativ zu übertragen. Außerdem kann der Bildstabilisator abgeschaltet werden, um ungewollten Korrekturversuche desselben sicher zu unterbinden.

13. RAW-Format statt Bitmap

Wollen Sie bei der Bearbeitung/Entwicklung Ihrer Bilder möglichst freie Hand und ein perfektes Ergebnis haben, ist die Eselsbrücke

“Fotografieren in roh macht beim Bearbeiten froh.”

zu beachten sehr zu empfehlen. Das hat jetzt zwar weniger mit dem Fotografieren vor Ort zu tun, aber mit der Nachbereitung der aufgenommenen Bilder. Ohne jetzt in die Tiefe der technischen Hintergründe eingehen zu wollen (das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen), es ist dringend zu empfehlen, im RAW-Format zu fotografieren. Die RAW-Version eines Fotos enthält neben dem Bild, wie es der Kamerasensor durch das Objektiv “gesehen” hat, auch alle Kameraeinstellungen, wie den Weißabgleich, Kontrast Helligkeitseinstellungen usw. in separaten Datencontainern. Das hat den Vorteil, dass man diese Kameraeinstellungen beim Entwickeln nachträglich, ohne jeden Qualitätsverlust, noch ändern kann, ohne dabei das RAW-Bild selbst anzufassen. Angenommen Sie haben an einem trüben, bewölkten Tag versehentlich den Weißabgleich auf Sonne gestellt, dann werden Ihre Fotos einen starken, kalten Blaustich aufweisen. Sie können dann nachträglich beim Entwickeln noch den Weißabgleich auf “bewölkt” ändern und die Farbdarstellung des Bildes ist verlustfrei korrigiert. Dabei wird an den Bilddaten selbst nichts geändert.

Fotografieren Sie aber im Bitmapformat, also etwa in JPG-Dateien, dann ist das bereits das fertige Bild, das aus den Kameradaten generiert und – das ist der Knackpunkt – verlustbehaftet komprimiert wurde. Die Kameraeinstellungen sind nicht mehr nachträglich änderbar, sondern jeder Änderung greift direkt in das eigentlich fertige Foto ein und diese Eingriffe wirken immer destruktiv, mindern die Qualität. Bearbeiten Sie ein JPG in ihrem Entwicklungsprogramm, dann wird das bearbeitete Bild, das bereits durch die komprimierte Kameraspeicherung Verluste erlitt, beim Abspeichern erneut komprimiert, die vorhandenen Verluste u.U. sogar potenziert. Und das bei jeder nachträglichen Bearbeitung  und Abspeicherung erneut. Selbst wenn Sie beim Entwickeln verschiedene Eingriffe wie Farbe, Kontrast und vor allem das Nachschärfen usw. einer bereits erfolgten Bearbeitung nachträglich noch einmal ändern, so ist mit jedem Schritt ein weiterer Qualitätsverlust verbunden (das Bild wird u.U. immer unschärfer, zeigt Farbstörungen usw.). Beim Fotografieren im RAW-Format hingegen werden die Bilddaten selbst nie angefasst, sondern nur die Kameraeinstellungen, die im RAW-Format getrent von der Aufnahme mitgeliefert werden. Erst wenn ihr Bild am Monitor perfekt aussieht und Sie speichern es in einem Bitmap-Format wie JPG, TIFF usw. ab, damit Sie es versenden, auf Displays, im Fernseher angucken, ausdrucken oder in den Sozialen-Medien teilen können, werden das aufgenommene RAW-Foto und die digital veränderten Kameraeinstellungen zusammengeführt und das Ausgabebild daraus generiert. Vorteil: stellen Sie irgendwann fest, dass Sie doch noch Änderungen am Ausgabebild vornehmen möchten, dann löschen Sie das vorherige JPG-Foto und entwickeln aus der RAW-Datei eine neues, mit den jetzt gewünschten Einstellungen. Das Ausgabebild wird wiederum nahezu verlustfrei generiert. Versuchen Sie dasselbe aber mit dem JPG-Foto, greifen Sie wieder destruktiv, bei Qualitätsverlust, in das Foto ein.

Benötigt wird zum Entwickeln eines RAW-Fotos ein sog. RAW-Konverter. Das sind Programme, welche die – bei jedem Kamerahersteller technisch jeweils anders aufgebauten – RAW-Daten auslesen und zur Bearbeitung anbieten kann. Von einigen Kamerahersteller gibt es kostenlos herunterladbare RAW-Konverter, wie etwa von Nikon die Software NX-Studio. Beliebte und gebräuchlichere käufliche RAW-Konverter – ohne Kamerabindung – stammen meist von Drittanbietern, wie etwa Lightroom von Adobe oder Photolap von DxO u.v.a. Auch Photoshop hat einen RAW-Konverter im Programmpaket integriert.

Kommentare sind geschlossen.